TIERTRANSPORTE UND ALL DER ANDERE WAHNSINN…:
Wir alle wissen mehr als genug. Es muss sich endlich etwas ändern! Und zwar nicht nur punktuell und oberflächlich, sondern generell und grundlegend. An den Wurzeln der Übel. Ein Aufruf zur Initiative.
Einmal mehr dringen katastrophale Zustände bei Tiertransporten an die Öffentlichkeit:
LandwirtschaftsministeriumFernsehsendung „60 Minutes Australia“Laut der australischen Tierschutzorganisation „Animals Australia“

Nachdem heimliche Aufnahmen der Zustände auf den Awassi Express an die Öffentlichkeit gelangten, wurde ein weiteres Frachtschiff mit über 50.000 Schafen an Bord vom Auslaufen gehindert.FAZWütend wie ich bin, mache es kurz:
- Diese Missstände sind, wie zu lesen, Jahrzehnte alt. Nichts hat sich geändert.
- Sie sind nur ein winziger Ausschnitt aus dem Leid, das Menschen den Tieren tagein, tagaus auf der Welt zufügen. Ich habe selbst bei einem Zwischenstopp an einer italienischen Autobahnraststätte vor 20 Jahren erlebt, dass ein Fahrer seinen LKW mit hunderten Schweine mittags in der Julisonne geparkt hatte. Die armen Schweine – intelligente und vor allem sensible Tiere – haben ohrenbetäubend geschrien, schrill um ihr Leben gekreischt… Heute würde das sofort mit dem Handy gefilmt und im Internet verbreitet; damals fühlte ich mich nur, des Italienischen nicht mächtig, genauso fuchsteufelswild und hilflos wie jetzt gerade.
- In der Massentierhaltung wird nach wie vor grauenhaftes Tierleid in Kauf genommen weil dieses ganze Geschäftsmodell sonst zusammenbräche. Ein Betrieb liegt mit allen anderen im Preiskampf, die deutschen Betriebe mit den französischen und polnischen und… und… und… Und die buchstäblich Leidtragenden sind die Viecher. Wesen, die zwar kein mit dem menschlichen vergleichbares Vorstellungsleben haben, aber eine durchaus vergleichbare Sensibilität. Insbesondere für seelische und körperliche Schmerzen.
- Es sind also nicht nur die (menschlichen) schwarzen Schafe, die solches Tierleid hervorrufen; es hat System; es ist System. Darum bringt es wenig bis nichts, die schwarzen Schafe an den Pranger zu stellen und das System unangetastet zu lassen. Wenn das System das Problem ist, muss das System geändert werden.
- Ob Massentierhaltung, Klimaerwärmung, Umweltzerstörung, Artensterben…, ob Facebook, Monsanto, Nestlé, Google, Amazon…: überall ist das System das eigentliche Problem. Und das Problem heißt Marktwirtschaft. Genauer gesagt, das System, welches all diese Missstände erzeugt und durch Gewinne belohnt, bzw. verantwortungsvolles, ethisches und nachhaltiges Geschäftsgebaren bestraft – durch Gewinneinbußen, Wettbewerbsnachteile und in letzter Konsequenz mit der ökonomischen Höchststrafe: Konkurs. Das System absorbiert seine Teilnehmer, und wer unverdaulich ist, wird ausgeschieden.
- All die genannten Probleme und noch mehr gehen 1.) unmittelbar auf individuelles Fehlverhalten der Entscheidungsträger zurück. Diese Entscheidungen fußen 2.) mittelbar auf rationalen Überlebens- und Gewinnstrategien, die Märkte diktieren. Insbesondere die Finanzmärkte, wo alle börsennotierten Unternehmen gehandelt werden. Die Märkte funktionieren 3.) nach Normen, die sie selbst definieren (es sei denn, der Staat reguliert punktuell, was neoliberale Marktfundamentalisten deshalb vehement bekämpfen). Und hier liegt das eigentliche Grundproblem.
- An allen derartigen Problemen kann sich nichts grundlegend ändern, so lange die Märkte ihre Grundwerte, Normen, Prioritäten… selbst bestimmen. Weil Märkte eben nur wie Märkte funktionieren, das heißt egoistisch. Das wird so lange so sein als die Menschen egoistisch sind, also noch eine ganze Weile. Darauf zu hoffen, dass die Menschen rechtzeitig ihren Egoismus ablegen werden ist ein für Menschheit und Erde existenzgefährdender Realitätsverlust. Ebenso, dass die Politiker dieses Problem wirklich angehen werden. Die Politik bildet mit der Wirtschaft eine Zweckgemeinschaft, wo nicht einer dem andern wehtut, sondern wo man einander möglichst fördert. Macht und Geld bilden eine perfekte Symbiose: die GeldMacht.
- Wenn weder die Wirtschaft noch die Politik an den systemischen Ursachen all jener Krisen und Katastrophen etwas grundlegend ändern, müssen das die Bürger selbst tun. Denn sie sind gemäß jeder existierenden demokratischen Verfassung der alleinige Souverän im Staat.
- Wenn weder die Wirtschaft noch die Politik ethische Normen über ökonomisches Kalkül stellen, dann müssen das die Bürger tun. Und zwar grundsätzlich und verbindlich. Die bisherigen Mittel zur Eindämmung all jener Übel haben wenig gebracht. So weiterzuwursteln wird keine Veränderungen bringen. (Immer das Gleiche zu tun und zu erwarten, dass etwas anderes dabei herauskommt ist bekanntlich eine Form von Irrsinn.)
- Das Gebot der Stunde ist ein radikaler, also an die Wurzel der Übel gehender Eingriff in die Entscheidungsstrukturen der Wirtschaft. Gesellschafts- und systemrelevante Unternehmen (Konzerne) dürfen ihre grundlegenden Normen nicht mehr selbst nach eigenem Gutdünken bestimmen Die grundlegenden Normen und Verhaltensgrundsätze systemrelevanter Unternehmen müssen in republikanisch-demokratischen Entscheidungen vom Souverän definiert werden. Es liegt dann bei den Unternehmen, auf dieser Grundlage und in diesem Rahmen Strategien auszuarbeiten und diese umzusetzen.
- Wie Millionen oder Milliarden meiner Zeitgenossen habe ich die Nase gestrichen voll davon, mich entweder täglich in hilfloser Wut an den ökosozialen Missständen aufzureiben oder Scheuklappen aufzusetzen und diese endlose Katastrophe auszublenden. Es muss sich etwas ändern, und zwar grundlegend und am System. Der genannte Richtungswechsel ist durch Volksentscheid möglich. Er wird einiger Verfassungsänderungen bedürfen, aber auch das ist nur natürlich und gut, denn so wie die Gesellschaft sich weiterentwickelt, so muss auch ihre Verfassung sich weiterentwickeln. Gehen wir's also an. Starten wir die Bewegung, die das Ruder herumreißen kann. Eine erste Orientierung wird FGB liefern – einen Kompass für alle und jeden. Alles Weitere wird sich von selbst entwickeln. Aber nur durch Initiative. Wer will, dass alles so weitergeht wie bisher, braucht nur gar nichts zu tun. Die frustrierte Untätigkeit der Massen ist das Öl im Getriebe des Systems.
- Konkret wird das auch dazu führen, dass Nutztiere besser behandelt werden. Und weil artgerechte Tierhaltung nicht gleich billig ist wie Massentierhaltung, wird auch das Fleisch damit teurer. Aber die Preise sind bislang ohnehin total verzerrt und ermöglichen weder eine ethisch vertretbare Tierhaltung noch für viele Bauern ein Einkommen, von dem sie leben können. Wie viele Milchbauern würden bessere Stallbedingungen schaffen, wenn sie einen fairen Preis bekämen, und diese zusätzlichen Einnahmen in ihre Tierhaltung investieren könnten! Das setzt voraus, dass die Konsumenten mehr für den Liter bezahlen (Geiz ist geil? Nur für die Debilen!). Wenn sie mehr für den Liter bezahlen können – genau wie für das Fleisch, das Gemüse, alle Grundnahrungsmittel etc. etc. Für faire Preise, von denen die Produzenten leben können, müssen den Konsumenten faire Löhne bezahlt werden – Löhne, mit denen man sich faire Preise leisten kann. Löhne, mit denen man sein Auskommen hat und ein Leben in Würde führen kann. Ohne Existenz- und Zukunftsangst, ohne Zwang, sich jede Erniedrigung im Job gefallen lassen zu müssen weil man beim geringsten Aufmucken fliegt, und dann……
- All das führt zu der wirtschaftlichen Notwendigkeit, dass an der Preisbildung alle Betroffenen beteiligt sein müssen, zur Notwendigkeit inklusiver Märkte. – Aber das ist ein anderes Thema. Wenn man in der Wirklichkeit lebt und nicht nur in Theorien, muss man sich der ganzen Komplexität des Gesellschaftslebens stellen. Das ist wie bei einem Mobile: Du rührst einen Teil an, und alles kommt in Bewegung. Du entfernst einen, und das Ganze kommt aus dem Gleichgewicht. Darum erscheint alles so schwierig, ja unveränderlich ("alternativlos"). Ist es aber nicht. Ich habe in FGB einen Vorschlag ausgearbeitet, wie dieses ganze Mobile in ein anderes Gleichgewicht zu bringen ist. Ein lebendig-bewegliches Gleichgewicht, das so gestaltet ist, dass in ihm selbst, aus ihm selbst Freiheit, Gerechtigkeit und Sozialität entsteht. Daher der Titel: Freiheit! Gleichheit! Brüderlichkeit!
Und jetzt? Initiative!
Es kann z.B. damit losgehen, dass Sie – ja, Sie! oder wer sonst, wenn nicht Sie?! – diese Ideen weiterverbreiten, weitererzählen, teilen… Dass Sie sich mit Anderen vernetzen, die diese Ideen auch sinnvoll finden. Dass Sie andere Intiativen unterstützen und von ihnen unterstützt werden. Dass Sie gemeinsam aus Fehlern lernen, sich weiterentwickeln. Dies alles ist ein winziger Funke, nicht mehr. Fachen Sie ihn also an. Irgendwie, wo es Ihnen eben möglich ist. Dann entsteht aus dem Funken ein Flämmchen, aus diesem eine Flamme, und aus ihm ein Lauffeuer. Sodass das scheinbar Undenkbare plötzlich denkbar, das Unmögliche möglich wird. Wie 1989: Wer hätte ein Jahr zuvor mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Fall der Mauer gerechnet? Undenkbar! Unmöglich! Bis der richtige Zeitpunkt, der kairos gekommen war und das Unmögliche Realität wurde. So muss das gehen. So wird das gehen. Weil alle drauf warten, dass sich endlich was grundlegend ändert, aber sich gegenseitig in idiotischen politischen Richtungskämpfen (links gegen rechts…) genau darin blockieren. Es braucht keine Politik, es braucht keine Richtungskämpfe: Der kleinste gemeinsame Nenner der 99% von uns, das was praktisch alle wollen ist Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
PS: "Weder ist Hoffnung nötig, um zu beginnen, noch Erfolg, um weiterzumachen." («Point n'est nécessaire d'espérer pour entreprendre ni de réussir pour persévérer.») – Wilhelm I. von Oranien ,Der Schweigsame'